Orgelmusik

Die Hauptorgel des Doms

Die Hauptorgel des Erfurter Domes wurde im Jahre 1992 von der Firma Alexander Schuke aus Potsdam erbaut - unter Wiederverwendung einiger Register aus der romantischen Vorgängerorgel. Nachdem diese Vorgängerorgel (1906 von der Orgelbaufirma Klais aus Bonn erbaut) wegen kriegsbedingter Wasserschäden und auch wegen des damaligen nüchtern-analytischen Zeitgeschmacks, der einem solchen romantisch-orchestralem Instrument entgegenstand, in den 50-er Jahren abgerissen worden war, hatte der Dom 40 Jahre lang keine Hauptorgel.

Im Jahre 1963 wurde eine Chororgel erbaut – ebenfalls von Schuke aus Potsdam – mit 29 Registern auf 2 Manualen und Pedal, die im Hohen Chor in die Wand und einen dahinterliegenden Raum eingebaut ist.

Die Hauptorgel hat 63 Register auf 3 Manualen und Pedal, eine mechanische Tontraktur und elektrische Registertraktur. Es handelt sich bei dieser von der Fachwelt und dem zahlreichen Konzertpublikum sehr gelobten Orgel um ein Instrument von gewaltiger, symphonischer Klangpracht. Gleichwohl ist ein barocker Kern gleichsam der Ausgangspunkt.

Die “Internationalen Orgelkonzerte Dom zu Erfurt” finden an dieser Orgel statt, an einigen Samstagen von Mai bis Juli (oder August). Es sind sehr gut besuchte Dom-Konzerte, in denen einerseits die bedeutendsten Organisten der Gegenwart zu hören sind, andererseits aber auch weniger bekannte und gleichwohl sehr gute Organisten aus dem In- und Ausland.

Man kann vom Spieltisch der Hauptorgel auch die Chororgel anspielen, was ein räumlich sehr reizvoller Effekt ist.

 Disposition der Haupt- und Chororgel des Doms


Die Volckland-Orgel in St. Crucis

In der Cruciskirche zu Erfurt steht eine der bedeutendsten Barockorgeln Thüringens, die bedeutendste und größte Orgel des Erfurter Orgelbaumeisters Franciscus Volckland (1696 - 1779, Orgel wurde erbaut etwa von 1732-37). Diese ist in den Jahren 2000 - 2003 von der Orgelbaufirma Schuke aus Potsdam restauriert bzw. teilweise rekonstruiert worden. Es ist nun ein instrumentales Kleinod entstanden, welches fortan zu den bedeutendsten historischen Orgeln in Thüringen zählt. Erfurts nun bedeutendste Barockorgel (Hochbarock) bildet - “orgellandschaftlich” gesehen - eine ideale Ergänzung zu der frühbarocken Stertzing-Orgel in Büßleben, die im letzten Jahr eingeweiht wurde.

Jacob Adlung schreibt voll Bewunderung in seinem 1768 in Berlin erschienen Band “Musica mechanica organoedi”, der auch heute in Fachkreisen zu den Werken über die Orgeln in Mitteldeutschland gezählt wird: “Der Klang dieser Orgel ist unvergleichlich”.

Die Stadt Erfurt hat mit dieser Volckland-Orgel in ihren Mauern wieder ein historisches barockes Instrument von großer Bedeutung in einer barocken Kirche mit idealer Akustik. Dieses Instrument wird in den “Internationalen Orgelwettbewerb zu Erfurt " integriert, der das nächste Mal im Juli 2005 stattfinden soll (letztes Mal Juli 2002, dreijähriger Rhythmus). Zudem soll sie in die Domkonzertreihen integriert werden, damit barocke Kirche und barocke Orgel, die auch optisch eine wunderschöne Einheit bilden, aus dem Schatten treten und einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt werden können. Somit kann das (ja sehr zahlreiche) “Dompublikum” ein bißchen um- bzw. weitergeleitet werden und die Crucisorgel als barockes Gegenüber der gewaltigen, symphonischen Hauptorgel des Domes erleben, vielleicht sogar innerhalb eines Konzertes, welches nacheinander an beiden Orgeln stattfindet.

 Disposition der Volckland-Orgel der Cruciskirche


Domorganist: Prof. Silvius von Kessel

Silvius Carlos Benedict von Kessel, in Oldenburg (i. Oldbg.) geboren, studierte zunächst an der Folkwang Hochschule in Essen Kirchenmusik (A-Examen mit Auszeichnung) – im Fach Orgel bei Prof. Gisbert Schneider – und dann mit einem Stipendium des „Deutschen Akademischen Austauschdienstes“ (DAAD) in Paris im Konzertfach Orgel (Literatur und Improvisation) bei Prof. Olivier Latry (Abschluß mit dem „Diplôme de Concertiste“).

Seit 1994 ist er Domorganist und -kantor am Erfurter Dom St. Marien und seit 1995 zugleich Orgelsachverständiger und Beauftragter für Kirchenmusik des Bistums Erfurt.

Silvius von Kessel war Initiator und Künstlerischer Leiter des „Internationalen Orgelwettbewerbes zu Erfurt “, der im Rhythmus von drei Jahren 1999, 2002 und 2005 stattfand. Aus diesem Wettbewerb ging in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ Weimar der neugegründete „BACH/LISZT Orgelwettbewerb Erfurt-Weimar“ hervor, dessen künstlerische Leitung Silvius von Kessel innehatte.

Seit Sommer 2004 ist er Vorsitzender der neu gegründeten „Thüringer Bachwochen e.V.“ und Künstlerischer Leiter des Festivals „Thüringer Bachwochen“, des größten Festivals klassischer Musik im Freistaat Thüringen. Seit 1995 hat er einen Lehrauftrag für Orgel an der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ in Weimar inne, ab dem Jahr 2008 als Honorarprofessor für Orgel.

Im September 2019 wurde die von ihm in den Jahren 2017/18 komponierte „Missa Cum Jubilo“ im Erfurter Mariendom uraufgeführt. Das etwa 70-minütige symphonische Werk – für Gesangssolisten, Gemischten Chor, Kinderchor, Orgel und Großes Orchester – basiert auf der Gregorianischen Vorlage (Ordinarium Missae) der gleichnamigen Missa.

Silvius von Kessel entfaltet eine ausgedehnte weltweite Konzerttätigkeit in Europa, Rußland, Amerika und Japan etc., als Interpret von Orgelliteratur, aber gleichermaßen in der Kunst der Orgelimprovisation. Besondere Würdigung fand u.a. seine freie Adaption für Orgel der 3. Symphonie von Anton Bruckner. Er ist Juror bei nationalen und internationalen Orgelwettbewerben (zuletzt im Jahr 2017 beim CIOCM, dem Internationalen Orgelwettbewerb von Kanada in Montréal), und es gibt von ihm zahlreiche Rundfunk-, Fernseh- und CD-Aufnahmen.

 (0361) 5 61 75 63

 domorganist@bistum-erfurt.de